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Sonntag, 18. Juli 2010

Vorbereitung VII


















Ein weiteres Mal war ich Shopping, dieses Mal kam dazu:
- Wundheilpflaster, jedoch kaufte ich diese nicht gegen Blasen an den Füssen, sondern um meine Hüfte vor dem Scheuern der Hüftgurte zu schützen.
- Universalseife, umweltverträglich. Funktionswäsche will ja jeden Tag gereinigt werden.
- Rasierseife in Streifen... bei 2 Wochen Wanderzeit wird mir das auch blühen, und ich will ja nicht ne ganze Dose Schaumspray nur dazu mitnehmen (Ich glaube, es war Oscar Wilde welcher behauptete, dass die Rasur die Monatsblutung des Mannes wäre. In der Summe der Belastungen wäge es die Belastungen der monatlichen Damenhygiene auf. Nun, Osci ist ja schon ein Weilchen Tod und er war bekanntlich den Männer zugetan. Ich brauch das darum nicht weiters kommentieren, aber dass ich nur um diesen Juckreiz zu verhindern Werkzeug mitschleppen muss, nervt, schon wieder ungefähr 40g mehr zu tragen).
- Dann natürlich der Horizon Safari Hat, etwas passenderes gibt es kaum für dieses Einsatzgebiet
- und schlussendlich eine Sammlung von Beutel, wo ich das gesamte Zeug ordentlich drin verstopfen kann.
Schön, somit sind nun meine gesamten Reiseauslagen auf CHF 2'446.40 angestiegen.


















Am Mittwoch 14. Juli wandere ich nun los, das erste Mal mit praktisch vollem Equipment, Deo und Zahnbürstchen habe ich nicht dabei, und keine Ersatzwäsche, aber sonst alles, inkl. Schafsack, Zelt und (hahah, ich lach mich Tod) einen Hoody, falls es kalt wird.
Heute soll es heiss werden, 35 Grad Celsius. Meine Wunschstrecke geht von Zürich, in der Sohle an den Lägern vorbei bis nach Koblenz (Schweiz), an der Grenze zu Deutschland in der Nähe von Waldshut/Tiengen, 32.5 km Luftlinie. Der Weg führt am Klingnauer Stausee vorbei, wo ich ein Bad nehmen könnte... lecker.
Hier also mein Frühstück, weil die Nacht schon heiss war, habe ich es nicht geschafft, früh aufzustehen. Es ist also 7:45 Uhr, es gibt jeweils ein Brot mit Honig, Kirsch- und Aprikosenconfiture. Milchkaffee und O-Saft.





















Um 8:11 Uhr bin ich geduscht und installiert - ich sehe schon ganz schön verwegen aus, in meiner Ausrüstung. (Und ein brutaler Markenjunkie - anscheinend sind zur Zeit der Outdoor-Artikel-Handel das prosperierendste Gewerbe der Schweiz. Mein Beitrag ist nicht unerheblich).























Mein erster Stopp des Tages fand dann schon 3 Minuten nach der Aufnahme beim Spiegel statt, Rekord, früher pausierte ich noch nie. Weil ich mir ja die Regel setzte, dass bei jedem Brunnen mit Trinkwasser am Weg getrunken wird.
Da bin ich also, und vor mir Don Quijote, auch ein gutes Reisebuch, by the way. Ich hoffe, dass ist kein Symbol für mein Unterfangen.



















Schon 2 Minuten später der nächste, zu Füssen der Hardau-Hochhäuser. Aber dieser Stummel ist mir zu erniedrigend, um daraus zu trinken.























Schönes Stück Kunst am Bau von Andreas Marti, ich persönlich finde ja Blockrandbebauung nach wie vor eine adäquate urbane Siedlungsform. Hier ein Eckstück, welches dazu schon mal errichtet wurde und dann schlug die Stadtplanung plötzlich eine andere Richtung ein. Andreas Marti hat ein Abbild gezeichnet, welches den Balg wiedergibt, welcher die fehlenden Häuser bis zum nächsten Eckhaus des Blockes werfen würden.


















Das Letzigrund-Stadion kurz nach der WM, jetzt werden sogar mal wieder die Hilfssäulen demontiert - Zürich hat immer so ein Ding mit seinen ambitionieren Projekten, seien es die selber entworfenen Cobra-Trams, das Panta Rhei-Schiff (sic!) oder eben nun ganz aktuell die Martelli-Spargeln hier, durch welche sich die scheidende Hochbaudep. Vorsteherin ganz unfreiwillig tatsächlich in die Annalen der Stadt eingeschrieben hat.























Von den Annalen zu etwas mehr analem: hier wurde ein Tatbeweis der hohen lokalen Ausführungspräzission erbracht. Fokus auf die Klotüren, nicht nur, dass die Damen nicht mehr unbedingt Rock tragen müssen, bestechend auch das Detail: die horizontale Verschraubung der Türen ergibt genau die Brustwarzen!























Ich weiss nicht, ob das Foto meinen Eindruck genau wiedergeben konnte, aber ich fühlte mich genau wie bei 1 Minute und 9 Sekunden bei diesem Lied: http://www.youtube.com/watch?v=SAeqvCYWX8U, was natürlich ab sofort auf Endless Repeat in meiner Inhead Disco lief.























Ja, Züri Altstetten! Für mich das genaue Gegenteil von Zürich Nord. Hier wird tatsächlich urban gebaut. Dieser Klotz mit Mischnutzung gefällt mir ausgesprochen gut, einzig die Glasfuge zwischen den beiden Baukörpern könnte meiner Meinung auch massiv-skulptural ausformuliert sein.























Betrachtet von der anderen Seite des Blockes wird schon ersichtlich, dass die ArchitektInnen sauber aus dem Grundriss gedacht haben - aber dieses Stäbchen Zeug um das Treppenhaus mag mir nicht recht gefallen. Aber alles Klagen über ein Produkt auf hohem Niveau.


















Da ich schon mal grad in gütigster Laune bin: Schreiner stehen bei mir auch hoch im Ansehen. Denen geht auch echt nur selten was in die Hose. Ich hatte grosse Freude an der Beschriftung dieses Geschäftsautos.























Bei diesem Bild bin ich mir gar nicht mehr sicher, warum ich es überhaupt aufnahm. Vielleicht wollte ich was über die Einbrüche auf dem Werbemarkt erzählen. Keine Ahnung, wer soll das schon wissen - aber weshalb wohl auf einen Viertel der Fenster pro Fassade verzichtet werden kann?























Dafür bin ich mir noch ziemlich sicher, weswegen ich dieses Bild aufnahm. In meiner Übersetzung heisst das: Ich arsche Wasser. Das fasste ich als Motto dieses Tages auf. Bei 35 Grad Wandertemperatur muss Verzicht gelernt werden.























Geil, oder? Andere Städte bauen sich sowas an die ersten Adressen, aber das ist nicht Potsdammer Platz, das ist die Auffahrt zum Autobahnzubringer, immerhin Europabrücke genannt. Von wem und warum ist mir schleierhaft. Sie ist nicht elegant, noch baulich ambitioniert, auf jeden Fall musste sie letzthin um zusätzliche Pfeiler ergänzt werden, wegen einem Einbruchrisiko. Vielleicht war das integraler Bestandteil der Erstplanung.























Jetzt kann die Wanderung losgehen.


















Mal wieder einen Ausblick zurück, die Hochhäuser rechts sind eben die Hardaublöcke, mit dem unförmigen Brunnen zu ihren Füssen.























Dies hier war der erste Moment am Tag, an welchem ich mich als Wanderer anderen gegenüber als weit überlegen empfand. Meine Innenkopfdisko wechselte mal wieder den Song: http://www.youtube.com/watch?v=wtTb2DZwR4c


















Immernoch auf der Europabrücke... das ist vielleicht der Grund für die Namensgebung, nach einer Strasse ging es über das Gleisfeld des Hauptbahnhofes, dann über die Autobahn, dann noch über die Limmat, welche in den Rhein fliesst. Übrigens ist mein Hauptohrwurm nachwievor http://www.youtube.com/watch?v=yVuEC3r7a-o, aber teilweise singe ich auch zweistimmig "My Bonnie lies over the ocean", nämlich mit meiner Singstimme und mit Backgroundsingers aus meiner Inheaddisco. Das finde ich erstaunlich, das konnte ich früher nicht. Der einte oder die andere mag das wohl ein bisschen angeranzt empfinden - aber Stimmung ist dann ganz gut, in etwa geht das wie folgt ab, auch stilmässig: http://www.youtube.com/watch?v=3s3SNHIH0bs























Dann geht es hoch, durch eine üppige Vegetation wie in Cinqueterre, sogar der Müllcontainer mitten drin scheint stimmig.























Immernoch in der Stadt, mein Italianata-Scherz gerade kam nicht von ungefähr.


















Und das ist ja wohl der Hammer - ich dachte erst, es wäre ein Paintball-Battleground. Aber es ist hochofiziell ein Bauspielplatz (in welchem wohl höchsten heimlich in der Nacht mit Geheimtintenbällen geschossen wird).























Auch hier habe ich nur Respekt über: Functional Advertising Desing!


















Hier mitten im Wald über Regensdorf ist mal Zeit für einen Trinkhalt. Alles runter vom Körper.























Hier der Leistungsausweis des Sonnenhuts, schon zu dieser frühen Tageszeit war etwa die Hälfte des Krempenradius eingeschwitzt.


















Runter nach Regensdorf, eine neue Variante, wie Café geschrieben werden könnte, am Haus des 2D-Bäckers.


















Diese Frau belauerte ich etwa 3 Minuten lang, um ein Bild von ihr beim Wäscheaufhängen zu machen, um damit auf das dörfliche Idyll hinzuweisen. Sie brachte es aber fertig, mich permanent anzustarren während sie die Wäsche aufhängte. Weswegen ich ihr dann mit der Kamera in den Rücken schoss.


















Der Hammer des postmodernen Manierismus ging ja weitgehend an der Schweiz vorbei, aber nur, um mit 20 Jahren Verspätung doch noch einzuschlagen, beim Rückfedern quasi.


















Trend Hotel? Wer behauptet das?
Und fast so spannend die Frage: Wer braucht ein Hotel in Regensdorf?


















Mensch, jetzt wird's wieder dumm! Wie ich glaub schon mal erwähnt hätte, hätte ich als uneingeschränkter König der Schweiz ein Architekten- und Bauherren-Tribunal mit sehr weitgehenden Bestrafungskompetenzen. Hier sehen wir Wohnhäuser mit Hadrianswall gegen Weizenfelder. Wohl, weil der Architekt nur Häuser auf platten Ebenen errichten kann. Das Strafmass wäre voraussichtlich: orales Abtragen des Anwurfes auf gewachsenes Terrain, ausgeführt durch den Architekten und den Baumeister.























Hier übrigens das Feld jenseits des Hadrian-Walls. Und das ich nicht nur ein tyranischer Herrscher bin, kann ich hier beweisen: die gestufte Dachlandschaft dieser einheitlichen Siedlung mag mein Interesse wecken. Ich hätte zwar die Hohen Baukörper wohl eher an Rand gestellt, aber es könnte sein, dass es interessante Innenhöfe bietet. Ich ging dann aber nicht nachschauen, um nicht mein mildes Urteil fallen lassen zu müssen.























Der Ausdruck "Au" bei Pein kommt wohl von "Augenschmerz". Im Hintergrund ein erstklassiger Holzbau. Im Vordergrund dumme Architektur mit Backstein- und Holztapete und was ist das eigententlich für eine Schlucht vor dem Haus und dieser Paravent? Ein Architekturtribunal tut echt Not.























Da freue ich mich doch auf einen gescheiten Brunnen. Über den Stil kann gestritten werden, aber die Anlage: leicht erhöht, viel Sitzplätze mit Wahl zwischen Sonnen oder Schatten. Ich werde später darauf zurück kommen.


















Endlich naht wieder mein Freund, der Wald, mit einem Wanderwegweiser, wie man ihn sonst nur an Bahnhöfen kennt, und einer farblich gut abgestimmten Sitzbank.


















Ein letzter Blick zurück zum Üetliberg. Seit ich ihn besiegt habe, kauert er sich gerne hinter anderen Bergkämmen nieder.


















Die Obere Sandlochstrasse


















Ich habe nie darüber nachgedacht, wohl aus Selbstschutz, aber natürlich gibt es sie: die Thuja-Farmen.























Und da war sie, die Verführung. Aber es stimmt: gestohlene schmecken tatsächlich besonders süss.























Schöner Baum auf grünem Asphalt.























Sehr, sehr aussergewöhnlich hässlicher Fachwerksbau. bekommt einen Bonuspunkt weil Grill auf der Terrasse. Übrigens empfand ich Dielsdorf sowieso als Beleidigung, 5'500 Einwohner, und ich muss fast eine halbe Stunde nach einer offenen Kneipe suchen. Gut da war eine, aber diese hatte weiss aufgedeckt, und wurde von den lokalen Versicherungsvertretern mit Kravatte frequentiert.


















Dieses Lokal musste dann im Alleingang das Dorf bei meinem Tribunal raus hauen. Was gelang. Für CHF 15.- dieses leckere Schinkenomelett. Schinken steht bei uns Wanderer eh hoch im Kurs, auch im Sandwich. Viel Salz, viel Geschmack, viel Eiweiss.


















Gesätigt den Blick zum Himmel und der weitere Grund, weswegen es so toll war: von links kommt die Sonne, zwischen ihr und mir die Sonnenschirme, und darüber ein Blätterdach gebildet von grossen Haselsträuchern, welche an einem Bachtobel wachsen. So kühl ist es sonst nirgends draussen. Lustig waren die auch, so heisst das Restaurant Altes Gerichtshaus. Was hoffentlich die Rezepte meint, nicht die Zutaten.























50 Minuten später bin ich wieder auf der Gasse, und sehe das erste Indiz zu meinem gesteckten Tagesziel.























Ich habe mich ja auch schon gefragt, ob es ein östliches Nordrhein-Westfalen gibt.























Zack, Schlag in die Magengrube: zu diesem Moment bin ich bestimmt schon 15 km weit gegangen auf dem 32.5 km langen Weg nach Koblenz.



















Und hier, Stein des Anstosses, aber es ist ein typisches Bild auf meinen Wanderungen:
Irgend so eine Kommission vergibt aus welchen simpel gestrickten philantropischen Motiven auch immer Gütemarken an Brunnen, welches deren Wasser als gut ausweisen. Soweit wäre ja noch nichts zu meckern. Aber die meissten sind erstens so angelegt, dass es unmöglich ist, den Mund zum Strahl zu führen, also brauchts schon mal ein Trinkgefäss. Dann fehlt ein Baum und die Sitzgelegenheit, damit der Brunnen erst bekömmlich wird. Weil, in welcher einladenden Lage dieser Brunnen ist, kann dem Bild schon entnommen werden.


















Die Dorfschule Anno 1818, wo anscheinend wichtiges nie gelehrt wurde. Der Herr hinten links bekam einfach sein Auto nicht an.


















Wiedermal eine Ergänzung zu meinem Bestiarium. Gänse sind ja echt gefährlich - vielleicht könnte mit diesen eine Alternative zu der Stierhetze in Pamplona gross gezogen werden. Ich glaub, da spricht auch keine Tierschutzaktion ein, weil Gänse sind die geborenen Killer.


















Tagesgewinner in der Sparte Kalauer.


















Hinter den Lägern ist das Wanderparadies (oben drauf übrigens auch).























Geerdet dagegen war, dass der Teer langsam Blasen warf in der Hitze und die Schuhe leicht klebten.


















Das die russische Armee einen Hubschrauber in der Schweiz verlor, erstaunte mich. Aber dass jemand diesen findet und dann gleich mal heim nimmt, das kaum. Meine tolle Kamera wurde ja auch geklaut.























Sogar der halbe Pilot war noch drin.























Ein Wunder der Optik.























Eine iFountain an der Waldhütte von Ehrendingen.


















Was mich dazu bewegte, einen iBreak einzulegen. Zum Glück, weil zu dieser Gelegenheit schaute ich mal auf die Uhr und es stellte sich heraus, dass ich sofort heim musste. Schade, ich hatte erst knapp 2/3  des Weges, das einfachste Stück lag vor mir und dann wäre ja noch das Baden im See.


















Zurück an der Busstation, auf zum Bahnhof.























Genau so heissen die Busstationen hier.























Und zum grossen Finale mal wieder das kühle Blonde der lokalen Brauerei.

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