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Mittwoch, 25. August 2010

Wanderung Zürich-München, Do 12.8.2010, 10. und letzter Tag

Obwohl mich nur noch wenige Kilometer vom Ziel trennten, trieb es mich um 7:20 Uhr bereits aus dem Bett.






















Von ganz unterschiedlichen Standpunkten ausgehend, kann es zur selben Aussage kommen:
Dieser Satz könnte bei Fashionvictims oder wie in diesem Fall bei einer Grossfamilie angebracht sein.























Ich bin zwar früh auf, aber deswegen nicht früh los. Der wieder einsetzende Regen liess mich weiter vor dem Kaffee sitzen, bis ich nach 9 Uhr dann trotzdem los ging.
Der Würm entlang schlich ich mich quasi an den Hintereingang der Stadt München.























Einer der letzten Zwiebelringe fiel. Ich betrete den Landkreis München.


















Und mit diesem Schritt betrat ich am Luzernenweg um 11:29 Uhr die Stadt München.


















So schlimm wie ich befürchtete, ist der Hintereingang gar nicht. Mit einem Punkthochhaus (Linie, Körper, Raum) und einem Riegel wurde eine klare Siedlungsgrenze gesetzt.




























Globalisierung überall. München wird heimtückisch vom besten Bier aus dem Schwarzwald langsam unterwandert. "Azäpfelt is", sozusagen.


















Zschokke-Strasse, wo München auch ein bisschen Berlin ist.

















Langes Warten auf Kippenberger.























Und dann um 13.10 Uhr geht es in einer der Biergärten unter den Biergärten, mit einem Bier unter den Bieren - meine Freude ist gross.























Obazda! Mitunter vielleicht die wichtigste originalbayerische Beitrag zur Kulinarik - und eine gültige Zusammenfassung meiner gesamten Wanderung.


















Frisch gegossener Biergarten.























Sicherlich ein besorgter Arbeitsgeber, er schaut ja auch, dass die Schaufensterdekorateure nie frieren müssen - auch wenn sie gar nicht arbeiten.























Hoppla - soviel Land- und Urviechertum wie in München habe ich auf der ganzen Wanderung niemals nicht gesehen.























It's coming up, it's coming up, it's coming up, it's dare:
Um 14.34 bin ich ans Ziel gelangt, Luisenstrasse 66, München, Galerie Royal, http://www.galerieroyal.de/ - Tagesdistanz, 14.10 km oder gesamt 244.41 km in 10 Tagen und 7h und 17 min.
Für den Rückweg mit dem ÖV brauchte ich dann, Tür-zu-Tür, gute fünf Stunden.

Eine Woche später tut mir noch leicht das rechte Fussgelenk weh.
Ein Freund hat ausgerechnet, dass ich mit dieser Wanderung die Kalorien von 80 Mass Bier verbrannt habe - das gibt doch zuversicht auf den nächsten Durst.

Wanderung Zürich-München, Mi 11.8.2010, 9. Tag























Um 8 Uhr verliess ich mit aller Zeit der Welt die Unterkunft - mein Schiff nach Herrsching fuhr eh erst um 8.50 Uhr los. Denoch hatte ich es eilig, dieses Haus zu verlassen, Weil, wie manch andere Person in dem Dorf meinte sie in mir einen Jakobspilger zu erkennen. Ich wiedersprach ihr nie, bestätigte aber auch nicht. Worauf sie mir als Jakobspilger fast 25% Rabatt auf die Übernachtung gab. Ich hätte ja ein schlechtes Gewissen bekommen, hätte sie im Tausch dafür nicht verlangt, dass ich auf einem bestimmten Berg eine Kerze für sie anzünde. Ablasshandel gibt's bei mir aber nicht.























Am See angelangt, wurde mir klar, woher diese ewigen Jakobsunterstellungen her kamen: die Schifffahrtslinie ist Teil des bayerischen Jakobwegs. Leider bekam ich aber keinen Nachlass auf die Schifffahrtsgebühr.


















Die Füsse schauen ja noch schlimmer aus wie meine.























Lange Zeit war mein Traumberuf Kapitän auf einem Schiff zu sein. Ernüchternd für meine Eltern brauchte es aber gar nicht ein Ozeanriese zu sein - so ein Passagierschiff auf einem Binnensee hätte mir durchaus gereicht, wenn ich dafür so eine Uniform tragen dürfte.


















Welche Bank kann das schon von sich behaupten.























Standartwetter der letzten Tage























Eine ordentliche Werbung ist eine Investition in die Zukunft. Diese hier zum Beispiel überlebte ihr beworbenes Produkt.


















Ob man diese auch als Hunde halten kann?


















Saisonal angepasste lokale Küche in Unterbrunn.
Auf meine Bestellung hin "ein kleines Helles und einen halben Liter Johannisbeerschorle" fragte die Bedienung ganz um mich besorgt: "Jo, passt des denn?" Ich beruhigte sie mit der Aussage, dass mein Durst dies schon zum Passen bringen wird.























Zwei deutsche Geheimnisse, welche ich noch nicht durchschaue:
1. Die hohe Dichte an reinen Getränkemärkten. Im kleinsten Dorf gibt es einen. Als Deutungsversuch bleibt einzig die Annahme, da sie ja keine Brunnen haben, muss man ja irgendwo auch einen kleinen Durst stillen können.
2. Warum schreiben die an jede Bäckerei "Steh-Café" als ob das eine zivilisatorische Errungenschaft wäre? Vielleicht weil es kürzer ist als: "Um ein bisschen mehr Umsatz zu machen, haben wir unsere Kaffeemaschine aus der Küche in den Laden getragen. Da der Platz aber nicht für Stühle reicht, müssen sie den halt in Gottesnamen im Stehen trinken, während die nächsten Kunden sie anrempeln"























Die Fadengraden Waldwege von München sind fast die Antithes zur Wegführung im Allgäu.























Tja, ein bisschen Abwechslung bieten Wegkreuzungen























Bereits um 16 Uhr kam ich nach 24.03 km Luftline bei meinem Tagesziel in Stockdorf an, gut, da war ja noch was mit dem Schiff.
Die Kinder machten kein grosses Aufheben um mein Erscheinen (die Eltern waren nicht anwesend), sie spielten gerade mit massivem Wassereinsatz im Sandkasten die Überschwemmung in Sachsen nach, was ja schon bedeutender ist, wie das Erscheinen eines Unbekannten. So ging ich halt allein ins Haus um zu Duschen und meine Wäsche zu waschen. Ich machte mich wieder auf ins Dorf, auf der Suche nach dem Zentrum.























Ich blieb an diesem Verkehrsleitschaschlick hängen.
Eigentlich würde ich mich ja ins Lager der Traditionalisten stecken, bin selten genug dafür, etwas abzuändern, nur weil es der Mode nicht mehr entspricht.
Aber hier finde ich, dass Änderung Not tut - ich will darum nicht schon wieder mit meinen Worten zu deutlich sein, benutze darum Bilder:
Schülerlotsen schauen so aus: http://www.johannesschule-meppen.de/cms/media/thumbnail_594.jpg
Dieses Symbol wirkt aber so: http://biblicone.com/wp-content/uploads/300px-die_uniformen_der_allgemeinen_ss.jpg - daran ändert es auch nicht viel, dass der rechte Arm auf dem Schild nach unten zeigt.























Wie, bitteschön, soll man hier mit einem Flugzeug vorfahren können?


















In verzweifelter Suche nach dem Ortszentrum folgte ich halt dem Schild "Bauzentrum".
Das führte mich hierhin.
Das Kunstwerk "Linie-Körper-Raum", 1998 wurde vom Hausmeister sinnvoll um "Gemenge" erweitert und damit in das neue Jahrtausend hinein gerettet.


















Aus meiner Sicht ist das hier das Zentrum von Stockdorf, oder zumindest der Ort mit der höchsten Authentizität.























Stichwort Authentizität: Ich konnte leider keinen Biergarten finden, dafür zwei Italiener.
Somit begab ich mich, in meinem Bemühen um weitgehende Integration, in echt münchnerischer Weise in die Toscana-Fraktion und bestellte mir eine hübsche Thunfisch-Zwiebel-Pizza.























Trotz nun schon vielen zur Seite geschobenen Hindernissen hielt die Wanderung doch noch Rätsel bereit:
Wie kommt Wasser reguliert in den Spülkasten?

Wanderung Zürich-München, Di 10.8.2010, 8. Tag


















Ich wäre nie auf die Idee gekommen, diesen Flecken Erde zu betreten, aber es wurde dann zum Zwang.























Somit hatte ich das Allgäu vollständig durchschritten, ein weiterer Ziebelring um München war erledigt.


















Über den Lech hinwech























Alois Schedlbauer kam kurzfristig lokal zu einer gewissen Prominenz, als er ankündigte, als erster Mensch der Erde mit einem Betonfloss den Lech zu queren - da die Bauern zu der Zeit ihre Felder noch viel stärker düngten, war das Wasser wesentlich dickflüssiger.
Heute steht eine Statue an der Stelle, wo er vergeblich versuchte, das Gefährt vom Ufer weg zu stemmen.























Wohl eins der sinnvollsten Denkmäler weit um, und der erste Trinkwasserbrunnen Bayerns (der zweite Deutschlands) auf meinem Weg.


















Bavarian Rice Hockey.























Aus meiner Sicht falsch konzipiert, statt einer Drive-In Betstelle hätte da ein Brunnen hin gesollt und es wäre mit Abstand die schönste Ruhebank des gesamten Weges gewesen.
























Mittag in der Alten Post in Hofstetten. Offenbar hat sich das kleine Bier neben der Johannisbeerschorle bereits etabliert.


















"Kleiner Onkel" lebt und es geht im offenbar gut.


















Ein schönes Waldportal.


















Bis dato habe ich immer gedacht, Garagenboxen an und für sich wären spiessig. Aber Spiessigkeit ist offensichtlich steigerbar.


















In Utting konnte sich mein antrainierter Hotelfindeinstinkt nicht mehr entfalten - zu unstrukturiert ist das Ferienhausdisaster. Gerne nahm ich daher die Infotafel am Bahnhöfchen in Anspruch.


















Auch eine reine Strassenkarte ist was Wert, wenn man dann schon weiss, wohin man soll.























Einfamilienhausteppichphänomen: je unbedeutender die Siedlung, um so grösser werden die Strassennamen.


















Wo's nix zu sehen gibt reicht auch ein reines Kippfenster.























Hiess "Segen" früher "Wasserblase"?


















Im enorm grossen, aber auch schönen Biergarten der Alten Villa in Utting gab's wieder mal was gescheites zum Essen und der König Ludwig gab sein Schwarzbier aus.


















Was mir so gut gefällt am Biertrinken aus der Mass ist, das bereits bei der Einnahme des Alkohols dem Auge berauschende Sinneserlebnisse geboten werden.























Eine Möglichkeit zu verdeutlichen, dass ein Baucontainer da steht, wo er nicht hin sollte.























Verbotstafel im Frankenstein-Design























In welchen Milieus ich immer wieder Unterschlupf suche.

Heute bin ich 27.68 km weit gegangen, wobei, es sei gesagt, die Landschaft wird zusehends flacher.
Das Gehen an und für sich fällt mir immer leichter, aber überraschend bilden sich hinten aussen bei beiden Fersen Wasserblasen, die hatte ich noch gar nie. Der rechte Fuss fühlt sich immer noch an, als ob er sich absenken möchte.

Erstaunt bin ich über die Tatsache, dass ich während den Stunden des Gehens kaum über andere Sachen nachdenke, als das Gehen oder die unmittelbare Situation selber betreffen. Sachen also wie: wo schmerzt es? / Nächste Strasse links abbiegen / nein, ich möchte noch nicht pinkeln, hier hat es bestimmt Mücken / Durst, durst, hilfe, ich habe durst / Was mag ich wohl hinter dem nächsten Wäldchen sehen? / Ist es noch weit? / Hier ist es aber schön! / Dieses Wegstück ist sowas von öde / Schlaufen der Gehstöcke straffen! / Wird's bald regnen, soll ich einkehren? / Böses, böses, hässliches Haus Du! / Was werde ich heute abend leckeres zu mir nehmen?