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Sonntag, 1. August 2010

Vorbereitung IX


















Di 27.7.2010
Auf eine Empfehlung hin bestellte ich mir "Gehen im Eis" von Werner Herzog. Der Filmemacher und in diesem Fall Autor liesst sein eigenes Tagebuch vor in welchem er beschreibt, wie er im November-Dezember 1974 von München nach Paris läuft, um dadurch das Leben von Lotte Eisner zu retten.
Luftlinie 680 km. Wie er beschreibt, ist er kaum ausgerüstet. Um zu übernachten bricht er gelegentlich in Ferienhäuser ein. Ein bemerkenswerter Report einer Landschaftserfahrung bei Eiseskälte. CHF 49.90























Am gleichen Tag besorge ich mir noch dieses herausragende Resultat der Ingenieurkunst für CHF 19.95.
Dies aus dem einfachen Grund, da ich keine Uhr habe. Während meiner Wanderung werde ich das Handy in der Regel deaktiviert haben, um Akku zu sparen. Falls ich früh auf muss, oder zur Orientierung brauche ich aber eine Uhr.


















Mittwoch, 28.7.2010
Ich breche wohl zu meiner letzten Vorbereitungswanderung auf. Diese habe ich extra so gelegt, dass der Weg der Limmat runter folgt, quasi in meine Herkunft rein.
Da dieses Flusstal leicht abschüssig, aber mehr oder weniger flach ist, will ich dem Uferweg folgen. Damit mache ich zwar auch nicht mehr Höhenmeter, aber durch die Flussschleifen immerhin mehr Kilometer. Es ist 6:25 Uhr, und dies ist mein Frühstück. In der Mitte des Tellers die Hälfte meiner täglichen Vitamin B-Kur. Ich bekomme diese Dinger kaum runter. Nachdem ich den Mund voll mit Wasser gefüllt habe und dann geschluckt, verbleibt üblicherweise immernoch diese Pille im Mund.























Lieblichst geht die Sonne auf.


















Um 6:50 Uhr bin ich auf dem Weg.























Die Sonne küsst die Stadt wach.


















Bis zu diesem Moment zum Glück noch nicht mein ständiger Begleiter.
Naja, seit meiner vorletzten Wanderung pfeiffe ich schön öfters folgendes:
http://www.youtube.com/watch?v=SLxrrE6wC5I


















Wieder Mal Good ol' Üetliberg. den lasse ich heute einfach zu meiner linken liegen.


















Naiv wie ich bin, redete ich mir zu diesem Zeitpunkt noch ein, dass diese 'Schäfchen' für Fönwind stehen und folglich gutes Wetter ansteht. Eigentlich weiss ich, dass Fönwolken eher rippig sind.























Ein tolles Licht, welches den Unterdach-Knick des Letzigrundes schön herausarbeitet.























München is calling. Ein Vordach wie ein Staubsauger.























Mein erster Brunnen des Tages. Ich finde es ein sehr schönes Stück funktionale Bildhauerkunst.























Wie schonmal propagiert: In Altstetten wissen sie, wie Grossbauten gut wirken.























Naja, sagen wir meisstens. Immerhin kann dieser Triumpfbogen am Fussende noch als Plakatträger benutzt werden.























Hier sind amüsante Spiele bei der Zeilentrennung möglich.























Wie aus der Dekoration heraus gelesen werden kann, eine Gaststube für Jakobspilger. Die wissen auch, was so einer essen will.























Und zack frass die Strasse dem Haus die Ecke weg. Dem steht der Schrecken bis heute ins Gesicht geschrieben.























Die Altstetter Himmelspforte.























Es gibt sehr wenig, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Aber derartig geritten werden wohl nur Menschen.


















Zürich-Farbhof. Hier enden die Tramgleise und damit auch ein Teil der Zivilisation.


















Industriefassade mit Jahrringen.























In Schlieren gibt es Anweisung, wie mit dem Auto ein Fragezeichen gefahren werden kann.


















Meine geplante Tagesration, nach dem Frühstück, selbstredend.























Das Briefzentrum der Schweizer Post in Schlieren ist ein wichtiger Vertreter des Futurismus in der Schweiz. Schön ist, das in dieser 1981 errichteten Utopie noch ein humanistisches Balkönchen wohl für die Raucher vorgesehen wurde.























Meine früher geäusserte Kritik, dass ein guter Trinkbrunen auch Schatten und eine Sitzgelegenheit bieten muss, wurde hier in bester Weise umgesetzt. Es gibt also neben mir doch noch Leute, die Ahnung haben.























Und dann trat das Unerwartete ein. Meine Verdauung erwachte und verlangte umgehend eine explosionsartige Entlehrung - es ist erstaunlich, wie anschaulich die deutsche Sprache umschreiben kann. Als sehr schnelle Lösung rannte ich ins nächste Café und bestellte nochmals Frühstück, Milchkaffee und Gipfeli, es ist 8:12 Uhr.


















Eine mir äusserst sympatische Firma. Ihr Weissleim begleitet mich schon seit dem Kindergarten. Weissleim ist eh das tollste um Papier, Karton oder Holz zu verkleben.


















Die Schrotflinteneinschussfassade (nicht zu verwechseln mit dem Shotgun-Shack), die Antwort zeitgenössischer schweizer Architektur auf praktisch alle Gestaltungsanforderungen.























Das Zahnbürsten wie Turnschuhe designt werden, daran habe ich mich ja gewöhnt, aber Krane?
Der schädigende Einfluss von Luigi Colani ist wirklich nicht zu unterschätzen.























Firmenbezeichnung, welche nicht die geringste Assoziation in meinem Kopf auslöst. Bis vielleicht der Halteknopf bei Bussen in Polen, wo etwas wie "PRZK" drauf steht, statt "STOP".





















Ein Beispiel sehr ungewöhnlicher Typowahl für eine Autowerkstatt.























Ihre Nachbarin heisst von Zürich her Badenerstrasse, Zürcherstrasse, Badenerstrasse. Bei jeder Gemeindegrenze und -zentrum wechselnd, bis nach Baden, dann heisst sie Bruggerstrasse. Das muss diese in schizophrene Zustände bringen. Ich glaube, diese ist ganz froh, Ueberlandstrasse zu heissen.


















Etwa hier ging 1268 das Städtchen Glanzenberg unter. Übrig blieb nur noch dieses Portal mit den Wappentieren.


















Der einzige Ort, wo in der steinreichen/im Steinreich Schweiz noch Industrieromantik geschnuppert werden kann, sind die Kiesgruben.























Weil's grad so schön war.


















Der Trödler, der auf's Ganze geht.


















Ab Dietikon werde ich der Limmat folgen, bis sie nicht mehr ist.























Eine Spätfolge der Fusion-Kultur: die Vogelwartenbrücke.


















Als ich dieses Bild aufnahm, hatte ich den zynischen Kommentar im Kopf, dass sich direkt an der Autobahn gerne noch Platz für ein Biotop findet. Dann leuchtete mir aber ein, dass gerade die Autobahn (respektive der Flughafen) durch die Schall-Emissionen den Siedlungsdruck in ihrem Umfeld massiv senken, dass sich darum eben solche Landschaften erhalten können. Was aber auch nur umschriebene Zynik ist.


















Geradezu treist schön gelegenes Haus. In dem Fall finde ich, dass in diesem Fall privat von "der Öffentlichkeit geraubt" kommt, weswegen ich gleich mal zeige, wo dieses Haus steht:
http://map.search.ch/spreitenbach/kesselstr.14























Lokale Spezialität: Quadrupel-Entenspiess. Woher sich auch die Bezeichnung Stockente herleitet.


















Das hat mich dann doch überrascht. Als ich geistesverloren einem schönen Bach folgte, merkte ich plözlich, mitten im Wohnquartier, dass ich ja eigentlich dem Fluss folgen wollte. Mit Kompass fand ich den Weg durch den Wald zurück, aber dass der Waldweg direkt zur Autobahnraststätte führt, dachte ich nie.


















Um 11.38 Uhr begann es dann zu regnen. Ich wollte dies mit einer Bananenesspause überbrücken. Ging leider nicht, es regnete immer fester und machte keinen Anschein, als ob es überhaupt noch irgendwann aufhören will. Ich sitze unter einer Buche. Das alte Sprichwort sagt ja: Buchen sollst Du suchen, vor Eichen sollst Du weichen. Was natürlich in Bezug auf Blitzeinschlag ein absoluter Humbug ist. Aber in Bezug auf Regenschutz konnte ich feststellen, dass Buchen wesentlich länger den Regen zurückhalten wie Eichen.






Und dies ist, was ich da sah.























Als ich weiter ging, fiel die Entscheidung, mal den integrierten Rucksackschutz zu testen. Mich selber stufte ich als wasserfest ein.























Später wurde dann der Uferweg zum Kulturweg, der in den frühen 1990ern eingerichtet wurde. Dass waren die glorreichen Zeiten, als es noch klar war, dass Kunst im öffentlichen Raum zu rosten hat.























Plastisches Graffiti in Baden.























Mein kleines Stück trockene Wiese


















Die Fankurve der Gastmannschaft FC Wettingen.























An der Holzbrücke sind die letzten Auswirkungen des Kulturweges zu erkennen, rechts, beim sandfarbenen Haus eine unbedachte Anordnung von Plumserkern.























Ich frage mich, ob sich dieser Brunnen bei Sonnenschein freundlicher gibt.























Und da war er, der Härtetest. Ich gab mir ja die Regel, bei jedem Brunnen mit Trinkwasser zu trinken.
Hier die Brunnenstube mit dem Badener Heilwasser, welches äusserst Schwefelreich ist. Um zu erahnen, wie das ungefähr schmeckt, muss man sich vorstellen, dass einem während dem trinken in den Mund gefurzt wird.
Ich trank meinen Becher.



Dieser Film der Quellfassung ist eine andere Möglichkeit, das Geschmackserlebnis zu visualisieren (man beachte die Fäden am Wasserspiegel).


















Bei Turgi Jungstiere wie aus einer Fribourger Tourismusbroschüre. Der Hintergrund jedoch nicht.


















Ist denen wirklich erst am Schluss in Sinn gekommen, dass sie noch ein Auto und einen Fernseher haben?


















Der nächste heftige Regenschauer um 15:20 Uhr inspirierte mich dann dazu, dass ich Mittagspause mit dem Hühnchensandwich halten könnte. In Turgi unter dem Vordach des alten Bauernhauses. Alt meint hier ehemalig.


















Das Stadion des FC Turgi, in welchem ich ein Jahr in der E- und D-Jugend gar nicht mal so erfolgreich mit Fussball verbrachte.


















Respektive wir Winzlinge mussten eigentlich immer auf den Nebenplatz in der Hinter- (oder Unter-?)Au. Der Platzwart zog da die Linien jeweils nach dem Feierabendbier.























Die Loreley der Schweiz, kleiner zwar als das Original, dafür aber auch höher.
Und darunter verbirgt sich bestimmt ein spezieller Schatz. Das Zwischenlager für atomare Abfälle.



















Hier noch vor Stilli ist Schluss mit Limmat und Reuss, alles fliesst in die Aare, welche sich aber auch nur ein paar Kilometer halten kann, bevor sie in den Rhein geht.























Und auch für mich bedeutet dies um 16:25 Uhr das Ende, weil ich wieder zurück nach Zürich muss.
Ich kam also nicht nach Mönthal, sondern nur bis hier nach Stilli, Villigen. 26 km Luftlinie und 43 km bin ich gewandert.
Meine Beschwerden sind minim, eine Blase jeweils an den kleinen Zehen links und rechts und erschöpfte Beine. Das wars.


















Samstag, 31. Juli 2010
Bevor ich nun am Dienstag 3. August loswandere (der Wetterbericht schaut gut aus) besorgte ich mir noch die letzten notwendigen Sachen:
- Funktionshemd, langarm
- Sport-Badetuch, schnell trocknend
- Neue Gummipfropfen für meine Trekking-Stöcke, die alten sind bald durch
- Wanderhose kurz (inklusive einem Notbesteck - das orange Teil).
CHF 167,-

- 3 Beutel unterschiedliches Studentenfutter als Notnahrung
- 1 Schwamm, zwecks Openair-Kleiderreinigung
CHF 9.90

Somit habe ich nun alles in allem CHF 2845.20 für die anstehende Reise investiert.

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